Phonetik und PhonologiePhonologie
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Im klassisch-lateinischen System gab es einen
Unterschied zwischen dem kurzen und dem langen o. Dieser Unterschied lag
im distinktiven Merkmal der Quantität (kurz/lang) begründet. Das
kurze o stand in einer phonologischen Opposition zum langen o:
populus mit kurzem o hieß Volk und
populus mit langem o hieß Pappel. Das Merkmal von Kürze
und Länge (Quantität) zog sich durch das gesamte Vokalsystem
und produzierte Bedeutungsunterschiede nicht nur in der Lexik,
sondern auch im Flexionssystem. Der Wegfall des phonologischen Merkmals
der Quantität im vulgärlateinischen System infolge des Sprachkontakts mit
vielen anderen Sprachen des Imperiums führte zu einer Reorganisation des
gesamten Sprachsystems. Die nicht mehr funktionierende phonologische
Opposition zwischen langen und kurzen Vokalen veränderte das gesprochene
Latein grundsätzlich und führte direkt zu den protoromanischen
Sprachen. |
Ein Laut kann als die physische Realisierung eines Phonems betrachtet werden. Wenn man im französischen Sprachsystem das Phonem /r/ - wie es in dem Wort Paris vorkommt mit einem Zäpfchen-r-Phon ausspricht, so ist dies korrekt und entspricht dem französischen Normverständnis. Wenn man es mit einem gerollten Zungenspitzen-r (apikales r-Phon) ausspricht, so verändert sich die Bedeutung von Paris nicht. Ebensowenig wird die
Bedeutung verändert, wenn man es mit einem deutschen oder einem
amerikanischen r-Laut ausspricht. Diese verschiedenen Realisierungen ein
und desselben r-Phonems nennt man Allophone
. Allophone verändern die Bedeutung des Wortes nicht, aber sie
transportieren oft wichtige Signale wie regionale Herkunft, Sozialstatus,
Snobismus etc. Es gibt aber auch Allophone, die durch
benachbarte Laute bedingt sind, man spricht von distribuitiven Allophonen ein
und desselben Phonems.
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